Da ich in meiner Kindheit und Jugend mit dem Spielen verschiedener Instrumente und in Orchestern beschäftigt war, kam es mir nicht in den Sinn, zu singen.
Erst während des Studiums für Grundschullehramt, wo ich Musik als eines meiner Fächer gewählt hatte, war neben einem Instrument auch Gesangsunterricht vorgesehen. So machte ich hier meine ersten Erfahrungen auf diesem Gebiet.
Während dieser Zeit nahm ich Privatstunden bei Susanne Pfitschler und Renata Parussel, mit welcher ich heute noch in grösseren Abständen an der Stimmbildung weiter arbeite.
Von 2006 bis 2013 lebten mein Mann und ich in Buenos Aires. In diesen Jahren wuchs mein Interes se am Singen und ich begann zu entdecken, wie Gesang und Eurythmie miteinander verwandt sind. Die innere Aktivität, die man in beiden Fällen aufbringen muss, um das Auszudrückende ent sprechend “vorzugreifen”, ist die gleiche. Auch bei der Bildung der Vokale und Konsonanten gibt es viel Gemeinsamkeiten; oder ich begegnete ähnlichen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die mir schon vom Eurythmiestudium bekannt waren und hatte das Gefühl, hier auf andere Weise am Gleichen weiter arbeiten zu können.
In Buenos Aires erhielt ich Unterricht bei Marta Blanco, Luis Gaeta und Patricia Gonzales. Ich nahm Teil an mehreren Projekten der Gruppe “opera joven” (junge Oper), welche von Marta Blanco geleitet wurde.
Zu Beginn des Jahres 2012 entstand der Chor “Rio Carmenes”, der sich aus Sängern unterschiedlicher Herkunft zusammensetzte, mit dem gemeinsamen Vorsatz, ohne Direktor als kleiner Kammerchor zusammen zu arbeiten. Hier machte ich meine ersten Erfahrungen im Einstudieren neuer Werke mit der Gruppe, dem Leiten von Proben usw.
Nach Europa zurückgekehrt, trat ich in Barcelona dem Chor “Coral Carmina” bei und nahm Gesangsunterricht bei Cristina Sebastián und Raúl Gimenez. Im Jahre 2015 leitete ich den Chor der Eltern der Französischen Schule. Bei dieser Tätigkeit stellte sich mir die Frage, wie man mit Men schen arbeitet, die weder im Singen geschult noch mit Noten in Kontakt gekommen waren. Eine wunderbare Erfahrung!
Zur gleichen Zeit begannen mein Mann und ich, mit zwei Chorkolleginnen “el corito” aufzubauen. Heute ist das eine Gruppe von 8 Sängern, die sich einmal pro Woche treffen, um Werke aus dem Barock bis hin zur Moderne einzuüben, mit dem Ziel, jedes Stück so gründlich zu lernen, dass es praktisch auswendig gesungen werden kann und ohne Dirigenten auskommt.
Immer wieder konnte ich erleben, wie es beim gemeinsamen Singen in kleinen Gruppen in manchen Momenten zu solch einem beglückenden Gemeinschaftserlebnissen kommen kann, (welche eine Mitsängerin einmal mit einer “spirituellen Erfahrung” verglich), wie die Teilnehmer – ähnlich wie ich es von der Eurythmie kenne – auf eine ganz besondere Art durch das Singen miteinander verbunden werden.

Rio Cármenes, Buenos Aires, 2012